Die Kernzeit des Karnevals ist von Weiberfastnacht, also dem Donnerstag sieben Wochen vor Ostern, bis zum darauf folgenden Veilchendienstag. In dieser Zeit sind die Menschen ausgelassen, feiern nach allen Regeln der Kunst, fangen Süßigkeiten und nehmen auf spaßige Weise gerne auch noch die Politik ins Visier. So anarchisch das wilde Treiben anmutet, so durchorganisiert sind die professionellen Karnevalisten in den Vereinen. Sie planen, organisieren und proben bereits Monate vorher, damit zur 5. Jahreszeit alles perfekt ist. Bei so mancher Tänzergruppe sind die Proben sogar als knallharter Sport zu verstehen, bei dem Choreografien einstudiert werden und die Belastungsgrenzen immer weiter ausgedehnt werden. Warum das Ganze?
Alle sind gleich. Sogar die Sklaven und Sklavinnen sind Herr und Herrin gleichgestellt und feiern gemeinsam ein Fest zu Beginn des Frühlings. Dieses karnevalistische Prinzip gibt es bereits seit mehr als 5000 Jahren und ist vor allem im Mittelmeerraum zu verorten. Auch die Kelten haben bereits Feste gefeiert, um den Winter zu vertreiben und haben die bösen Geister mit lautem Getöse versucht zu verjagen, damit die guten Geister die Natur sprießen lassen konnte.
Ob allerdings noch heute Abwandlungen dieser alten Bräuche zelebriert werden, ist nicht eindeutig zu sagen. Sicher ist allerdings, dass seit dem Mittelalter die christliche Tradition des Fastenzeit-Einläutens bis heute fortbesteht.
Wer sich die Landkarte in Europa anschaut, stellt schnell fest, dass vorwiegend in den katholischen Gebieten die 5. Jahreszeit gefeiert wird. Ursprünglich ist die Einläutung der Fastenzeit zumindest in allen Teilen Deutschland gefeiert worden. Durch die Reformation wurde im 16. Jhd. Der Aschermittwoch abgeschafft, wodurch zugleich auch die Karnevalszeit verloren ging. Eine große Ausnahme in diesem Zusammenhang stellt Basel dar. Die protestantische Stadt in der Schweiz hat trotz der Reformation nie aufgehört, den Fasching zu feiern.
Der Begriff Karneval wurde zum ersten Mal nachweislich im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts verwendet. Ursprünglicher sind die diversen Varianten der Fastnacht.
Erst im 19. Jahrhundert kam die politische Ebene hinzu. Die hemmungslose und freimütige Anprangerung der Missstände bis hin zur deutlichen Missachtung politischer Gegebenheiten kann und konnte in der Zeit des Karnevals straffrei geäußert werden. So kam es auch, dass in Notzeiten bisweilen sogar Kartoffeln von den Festwagen geworfen wurden. Die „Narrenfreiheit“ ungestraft Kritik zu äußern, zeigt sich auch in den diversen Kostümen vom Clown über den Hofnarren bis hin zu Kostümen, die einen aktuellen politischen Bezug haben.
Der Narr hat auch noch eine weitere Seite, die große Bedeutung im Karneval hat. Als teufelsnahe, sündhafte Figur, ist der Narr die Personifizierung des karnevalistischen Treibens, das Sinnbild der Vergänglichkeit und der gottlosen Zeit. Dieser Narr in Puppenform, beispielsweise dargestellt als Nubbel in Köln, Hoppeditz in Düsseldorf oder schlicht Fasnet in Weingarten, wird am Ende des Veilchendienstags offiziell verbrannt. Danach beginnt die gottesfürchtige und enthaltsame Fastenzeit, die bis zum Osterfest anhält. Das Positive der Narrenfigur ist, dass sie mit der Verbrennung alle Sünden mitnimmt, denn sie ist an allem schuld gewesen und die eigentlich so braven Karnevalisten konnten sich nur nicht gegen den bösen Einfluss wehren.