„Die stärkste Droge des Menschen ist der Mensch!“, so Joachim Bauer, Professor für Psychosomatik aus Freiburg. Bezogen ist diese Aussage auf unser Urbedürfnis in Kontakt zu sein mit anderen Menschen. Menschen sind quasi abhängig von den Aktionen, Reaktionen und Emotionen anderer. Betrachtet man die Geschichte der Menschheit, so ist erkennbar, dass jeder einzelne wichtig für die Gesamtheit der Gruppe war. Heute sind wir weitestgehend unabhängig und „brauchen“ einander nicht mehr, um überleben zu können. Doch wer glaubt, der menschliche Kontakt sei unwichtig, täuscht gewaltig.
Wie bei einer Droge fühlen wir uns sehr wohl und emotional angesprochen, nur, dass schlicht ein anderer Mensch mit uns kommuniziert und wir keine gesundheitlichen Gefahren fürchten müssen. Wir sind sogar so stark auf das Verhalten anderer Menschen gepolt, dass wir unser Gegenüber kopieren (siehe Beitrag zu den Spiegelneuronen). Beispiel: Wenn unser Gegenüber lächelt, tun wir das auch. Dieses Phänomen funktioniert auch, wenn wir keinen echten Menschen vor uns haben, sondern ein Hologramm, einen Film oder eine digitale Programmierung eines Menschen. Je realer die digitale Form des Menschen ist, desto emotionaler werden wir und desto stärker sind „mögen“ und „nicht mögen“ ausgeprägt.
Das ist auch den Betreibern von Online-Shops bekannt und so versuchen sie die Shops immer menschlicher zu gestalten und die emotionale Seite anzusprechen. Als User merkt man nicht immer, warum wir etwas gut finden und so können wir nicht immer gleich ausmachen, was uns von der einen auf die andere Website zieht. Manchmal ist es sogar richtiggehend verwunderlich, wie weit Ratio und Emotio dabei auseinander liegen. (Das merken wir besonders dann, wenn ein Ausspruch kommt à la: „Eigentlich mach ich so was ja nicht, aber diesmal…“) In einer Studie vom Fresenius Institut in Köln und den Autoren des Buches „Neuromarketing im Internet“ wurde sogar herausgefunden, dass man sich deutlich besser Sachen merken kann, wenn sie auf Websites mit bewegten Bildern von Menschen erklärt wurden. Die Probanten sagten bei der anschließenden Befragung aber aus, dass die rein textlichen Erklärungen seriöser auf sie gewirkt hätten. Besonders bei erklärungsbedürftigen Produkten wird die Zukunft damit wohl wieder mehr von Menschen erklärt werden. Was in der digitalen Welt gilt, kann in der nichtdigitalen Welt nicht falsch sein. So wird die Werbung, die von einer Hand in die andere gegeben wird, und dazu zählen Werbeartikel und Flyer, nicht an Bedeutung verlieren, auch wenn die digitale Welt immer mehr unser soziales Umfeld beeinflussen wird. Wir sind eben süchtig nach Menschen und wollen trotz der Annehmlichkeiten unserer Zeit nicht auf diese zwischenmenschlichen Aspekte verzichten.