Das Phänomen Merchandising

Merch

Im September 2009, zur Zeit der Bundestagswahl, buhlten die verschiedenen Parteien mit kleinen Geschenken um die Wählergunst. In der Fußgängerzone nahm ich dankend den fünften Stift einer Partei entgegen. Ob ich auch etwas für diesen Stift spenden würde? Da lege ich den Stift wieder zurück. Nein, dafür würde ich mein Geld nicht ausgeben. Einige Meter weiter ist ein HSV-Fangeschäft. Auf dem Verkaufstresen sind die gleichen Stifte, die ich zuvor abgelehnt hatte. Nur – diese haben HSV drauf stehen anstelle eines Wahlkampfspruchs. Für 2,95 € nehme ich den letzten für mein Patenkind.



Auf dem Rückweg frage ich mich wie es kommt, dass ich bereit bin fast drei Euro für einen Stift auszugeben, den ich vorher nicht wollte, obwohl er fast gratis war.

Mir wird klar, dass ich genauso gehandelt habe wie Millionen anderer Menschen. Ich war bereit für ein Label Geld auszugeben, auch wenn ich dadurch oder gerade weil ich dadurch zum Werbeträger werde. Ab wann sind Menschen bereit Geld für Etwas auszugeben auf dem eine eindeutige Werbebotschaft prangt? Und vor allem: Wie wird eine Marke so beliebt, dass sie an Ihren Werbeprodukten auch noch verdient? Kurz: Wie wird ein Werbeartikel zum Merchandising-Produkt?

In Gedanken suche ich nach bekannten Firmen, die es sich leisten können ihre Werbemittel zu verkaufen und stelle fest, dass Merchandising nichts mit der Branche zu tun hat. Zu unterschiedlich sind die Marken, die mir in den Sinn kommen.

Dennoch bleibe ich der Einfachheit halber in der Getränkebranche. Mein Bruder arbeitet bei einer Brauerei und erwirbt regelmäßig Jacken oder Taschen mit deren Logo, die den Neid seiner Freunde wecken. Warum? Zum Einen sind die Merchandise-Artikel hochwertig. Zum Anderen sind darauf Werbebotschaften, die von den Trägern für gut befunden werden. Bei diesem Bier ist die Botschaft klar: Die Marke symbolisiert Freiheit, Selbstsicherheit und Spaß – und so wirke ich auch, wenn ich die Marke trage. Die Begehrlichkeit wird noch gesteigert, wenn die Anzahl der Artikel limitiert ist und es schwer ist an solche Merchandise-Artikel zu kommen.

Überall wo ich nun hingehe achte ich auf dieses Phänomen und bin beeindruckt wie es Unternehmen schaffen hochwertige Werbegeschenke in die eigene Firmenphilosophie zu integrieren und sich somit einen Platz im Gedächtnis ihrer Kunden zu schaffen.