In der westlichen Welt ist der Gedanke fest verankert, dass nicht nur Gegenstände zum eigenen Hab und Gut gehören; das geistige Eigentum wird ebenso als schützenswert angesehen. China ist da anders. Nicht nur dem Kollektivdenken ist zu verdanken, dass „gewerblicher Rechtsschutz“ in chinesischen Ohren befremdlich klingt. Chinesen lernen, indem sie kopieren und imitieren. Folglich versuchen sich schon kleine Kinder daran, andere zu kopieren. Wenn bei uns das Ziel ist, Ideen zu entwickeln, so sind die Chinesen darauf bedacht, den Meister so lange zu imitieren, bis sie besser sind als er. Dadurch zeichnet sich der gute Schüler aus. Das ist auch das erklärte Ziel der Imitation. Das wäre sicher kein Problem, wenn Chinesen vorher fragen würden, ob jemand auch Meister sein will. Da verwundert es nicht, wenn unser westlicher Geist und östliche Traditionen aufeinander prallen.
Um sich allerdings nicht erst in die Position des ungewollten Meisters zu bringen, gibt es einige Methoden, die davor schützen:
- umfassender rechtlicher Schutz – insbesondere bei essentiellem Know How
- Patente nur für einzelne Komponenten und nicht für das gesamte Produkt nutzen
- sehr genau überlegen, was man in China erzählt und die „geheime Zutat“ nicht preis geben
- Produkte rasch weiterentwickeln und immer neue Varianten einführen
- Fälschungen schnell erkennen, durch die Nutzung von Authentifizierungsverfahren
- Im Unternehmen das Know How mit Bedacht weitertragen und nicht zum Allgemeingut werden lassen
Vielleicht sollten wir aber auch einfach eine offensivere Haltung einnehmen und unsere Kopierer kopieren, denn die Waffe des Westens ist die Innovation und sich von östlichen Gedanken und Produkten inspirieren zu lassen, könnte ein Anfang sei. Drehen wir die Kugel doch einfach mal um.