In drei Nächten ist es soweit. In ganz Deutschland werden Birken gefällt, es wird bis in die Morgenstunden getanzt und schon von Weitem kann man die großen Lagerfeuer auf dem Land sehen. Für Verliebte gibt es das Maibaumstellen; für Hexen die Walpurgisnacht und für alle anderen Feierfreunde den „Tanz in den Mai“. Je nach Region unterscheiden sich die Traditionen und doch steht diese eine Nacht überall unter dem Vorsatz des Feierns. Warum eigentlich? Wieso feiern wir ausgerechnet in der Nacht vor dem Tag der Arbeit? Wir haben mal nachgeschaut.
Der Ursprung für diese ausgiebigen Feiern muss in vorchristlicher Zeit gesucht werden. Damals wurde der Lebensrhythmus wesentlich durch die Jahreszeiten mitbestimmt und der Frühling mit seinem wiedererwachenden Leben war natürlich besonders wichtig. In der Nacht von April auf Mai haben die Leute daher das Frühlingsfest gefeiert. Dabei hat es so einiges an Symbolik gegeben, was sich bis heute erhalten hat. Dazu gehören der Baum als Symbol der Fruchtbarkeit; denn im Frühling beginnt alles zu sprießen und die Natur erwacht aus ihrem Winterschlaf. Da die Birke besonders schnell wächst, symbolisierte sie am Besten die Fruchtbarkeit und ist damit der Maibaum geworden.
Den Maibaum gibt es mit zweierlei Ausrichtung: als gutes Zeichen für eine fruchtbares Erntejahr in der Mitte des Dorfplatzes und als Liebesbeweis unter jungen Verliebten. Der Maibaum auf dem Dorfplatz ist wohl eine Tradition, die weiter verbreitet ist. Der Maibaum ist mancherorts riesig und besteht aus einem Baumstamm ohne Rinde, der nicht unbedingt von einer Birke stammen muss. Je nach Region kann es auch zur Tradition gehören, dass der Maibaum des Nachbardorfes geklaut wird. So kann es vorkommen, dass an einer Stelle drei Bäume stehen und sonst weit und breit kein anderer.
Beim sogenannten „Maien“ gehen in manchen Regionen Deutschlands die jungen Männer zu dem Haus des Mädchens, das sie toll finden und demonstrieren mit dem Baum ihre Zuneigung. Mit bunten Bändern aus Krepppapier und manchmal auch einem Herz mit dem Namen der Angebeteten wird die Birke vor das Fenster der Dame gestellt. Dort bleibt sie für einen ganzen Monat, bis der junge Mann den Baum wieder abholt. Zumeist bekommt der Junge dann etwas dafür von den Eltern oder dem Mädchen, klassischerweise ein Essen von der Mutter, einen Kasten Bier vom Vater und einen Kuss vom Mädchen.
Aus der Reihe der Balzrituale ist auch die Tradition der Maiköniginnen-Versteigerung zu sehen. Hierbei wird eine Maikönigin gewählt – also die Schönste des Dorfes, die anschließend meistbietend an einen Junggesellen versteigert wird. An manchen Orten wird auch ein Maikönig gewählt.
Das Feuer war dazu da, diese spezielle Nacht hell erleuchtet zu halten und dadurch die bösen Geister abzuwehren, die ausschließlich im Dunkeln ihr Unwesen treiben. So sollte verhindert werden, dass diese Geister Einzug in den Frühling halten. Das gesellige Feuer in der Nacht auf den 1. Mai hat also mehr Grund als nur wohlige Wärme auszustrahlen. Das Feuer wird übrigens auch bei den Hexen auf dem Brocken entzündet, wenn sie die Walpurgisnacht feiern. Die Hexen haben dafür genau den gleichen Grund wie alle anderen. Sie wollen Geister abwehren. Ihre Verkleidung als Hexen und fratzenhafte Wesen ist also keine Verbrüderung mit den bösen Geistern, sondern dient dazu, die Geister zu verschrecken und so davon abzuhalten, sich in den Frühling hinüber zu retten. Dass die Hexen später als Bräute des Teufels gesehen wurden, ist eine andere Geschichte, die nichts mit der ursprünglichen Ausrichtung zu tun hatte.
Es wäre zu ausufernd, alle Rituale und Traditionen in diesem Beitrag auszuführen, daher sind nur einige der unzähligen Traditionen beschrieben. Grundsätzlich ist die Nacht auf den 1. Mai aber für alle eine fröhliche Nacht, die dazu dient, eine gesunde, erfolgreiche und fruchtbare Zeit einzuläuten.